Adverbien: „Er lächelte verstohlen…“

Schreibschule…und ich wandte mich ab, schloss die Tür und kam nie wieder.“
Wo war ich? In welchem Genre? Nun – nicht in meinem.

Zugegeben: Das Adverb umschleicht uns. Wir öffnen die Türen und Fenster, laden es in unseren Text ein und freuen uns, jenen so hurtig ins Reine geschrieben zu haben. Denn Adverbien lieben unsere faule Denke. Sie bewerben sich und werden eingestellt. Sofort. Sie kapern unsere Sätze und wir applaudieren uns selbst. Warum sollen wir nach Worten ringen, wenn sie derart leicht der Tastatur entspringen? 

Der Protagonist geht schnell die Treppe hinunter, anstatt zu hasten, rennen oder poltern. Die Dame am Telefon spricht leise. Oder flüstert und turtelt, gurrt und säuselt sie in die Hörmuschel? Wer weiß es. Der Leser jedenfalls nicht. Er hört nur, dass sie leise spricht.

„Durch Adverbien teilt uns der Verfasser mit, dass er Angst hat, sich nicht eindeutig auszudrücken, dass er sein Anliegen oder Bild nicht vermitteln kann“, erklärt Stephen King. Sieht der Verfasser die Szene nicht genau vor Augen und kann jedes Detail exakt und elegant beschreiben, bleiben ihm Adverbien, um die schwachen Verben und schmächtigen Szenen zu präzisieren. Denn Adverbien dienen vor allem dazu, einen Vorgang genauer zu beschreiben: Der Held kämpft nicht nur, er kämpft tapfer.
Eben, das ist es doch, werden nun einige Schreiber und Schreiberinnen rufen.
Jawohl, antworte ich, das Adverb „tapfer“ muss der Verfasser ergänzen, weil der Text vorher nicht erzählte, dass es sich um einen tapferen Helden handelt. Vielleicht schwang dieser bisher sein Schwert oder die Pistole recht hasenfüßig, wandelte sich aber mit dem dritten Hieb zum tapferen Streiter. Dennoch möchten wir diese Wandlung detailreich, farbig, elegant und nachvollziehbar hören. Und uns nicht in einem Adverb erklären lassen.

Genauigkeit und Fabulierfreude sind also auch hier gefragt. Adverbien binden sich nicht nur an Verben, sondern auch an Adjektive und Nomen und andere Adverbien… und wenn sie wachsen und wuchern dürfen in den literarischen Wiesen, dann denken wir erneut an Stephen King, der warnte: Die Straße zur Hölle ist mit Adverbien gepflastert.
Suchen wir uns also einen neuen Weg!

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