Am Freitag ging die Sommerakademie 2014 in Bremen
mit einer Präsentation aller Werkstätten zu Ende.

Die Schreibwerkstatt performte über Kunst,
stritt über Kunst und produzierte allerhand Kunst,
die sie auf die Leine hing.

Gedichte, Reflexionen, Kurzkrimis,
Dreier-Geschichten und Impressionen entstanden.

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Impressionen aus der Schreibwerkstatt:

Magst du lesen?
Bedingt.

Wer möchte lesen?
Na, gut. Ich fang an.

Wollen wir noch eine Leserunde machen?
Ich hab noch nichts.
Ich muss pünktlich weg.

Das ist hier viel anstrengender als in der Schule.
Ja, weil keine Bewertung von außen erfolgt, sondern du selbst merkst, ob etwas funktioniert.

Oh, dann bist du ja ein Sonntagskind.
Naja, abgesehen von der Grunddepression.

Ich hab gedacht, ich kriege einen Knall.
Ach, nee ich hatte ihn.

Der Text muss im Prinzip nicht so doll bearbeitet werden.

Ein Elfchen!!!

Kotze kam von der Jugend.

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Wir können auch anders:

Dreiergeschichte von T-C-A

Schräge Blicke. Nackt durch die Stadt. In der Weser schwimmen tote Hasen. Die Füße bluten – in spitzen Steinen und gebrochenem Glas klebt warmes, weiches Fleisch. Eine Horde schnatternder Gänse watschelt, tappt und trabt durch die Straße. Begutachten, beäugen meinen erhitzten, nackten Körper. „Denn keine Scham?“, gackern sie, grölen und fluchen, schlängeln um mich herum. Sie suchen keine Berührung. Eine grüne, gesprungene Scherbe – faustgroß. Ich setze sie an meinen Kopf. Ich schneide mir den Skalp ab und werfe ihn auf den Bordstein.

Ich betrachte ihn. Intakt ist jedes Haar fest in ihm verankert. Kein Blut klebt daran. Ich führe meine Finger an den Kopf, dort, wo der Skalp fehlt. Ein Mann fährt auf einem Fahrrad vor, öffnet seinen Mantel. Mein Blick fällt auf die Auswahl an Skalps, mit Stecknadeln am Futter befestigt. „Geben sie mir den“, sage ich und deute auf seine dunkle, lockige Scham.

Er brüllt mich an: „Zahlen?“
Ich wedele mit der Scherbe und er schält seinen Unterleib, den ich mir auf den Skalp setzte. Der schlaffe Schwanz baumelt mir im Nacken. Er bringt mich aus dem Gleichgewicht, lässt die Sohlen bluten. Ich taumele und stürze in den Rinnstein. Kopfüber liege ich im flachen, braunen Wasser und höre die Gänse, wie sich mich besteigen und zu meinem Schwanzkopf tappen. Die Schwimmhäute brennen sich in meine Rückenhaut.
„Scham“, schnattern die Gänse, „Scham!“ und hacken nach meinem Kopf.
Doch ich bin in meinen Skalp gesprungen und treibe in ihm zur Weser.

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