Am Sonntag, 9. September las ich in der GALERIE am schwarzen meer / raum2 zu Bildern der Berliner Künstlerin Isabel Pauer kurze Geschichten und Lyrik. Mit dabei waren Jan Rademann und Jana Knösel, zwei meiner talentierten Studierenden aus dem Seminar „Kreatives literarisches Schreiben“ an der Uni Bremen. Alle Texte entstanden direkt zu den Kunstwerken von Isabel Pauer, die hinter uns zu sehen sind.
Nachfolgend ein kurzer Text von mir…

Fallschirmseide

Was mich glücklich macht, hatte sie gefragt. Vorhin, als die Teller und Kuchengabeln, die Tassen und angeschnittenen Torten abgeräumt wurden. Ich hatte sie kaum verstanden. Ihre Stimme war leise gewesen, fast flehend leise, damit nur ich und sonst niemand sie verstehen sollte.

Ich blickte sie an, sie senkte den Blick. 
Seitdem schweige ich und denke.

Ihre Finger spielen mit dem Tischtuch und ich sage:

Ein leichter Sommerwind, der mir über die nackten Arme streicht.
Geruch von Sandwegen.
Blumen, die gerade erblühen.
Auf der Bank sitzen am Haus.
Blumen gießen.

Eine feste Umarmung.
Eine liebevolle Umarmung.
Eine Umarmung, die eine Sehnsucht stillt.
Weiche Lippen.
Lächeln.
Lachen. 

Einen Kaffee trinken, wenn ich Kaffeedurst habe.
Einen Tee, wenn ich mich nach Ruhe sehne.
Wenn ich gut schlafen kann.
Wenn am Morgen die Sonne durch die Balkontür scheint.

Ein Lächeln.
Lippen.
Weiche Küsse.

Ich flüstere ihr die Sätze einzeln zwischen stummen Pausen zu. Ich sehe sie nicht an. Sie hält das Tischtuch fest. Reibt den Stoff zwischen den Fingern. Dann spüre ich, wie sie lächelt. Sie öffnet die Lippen und lächelt.

Ich schaue sie an.