Mit dem frühen Zug der Möwen…

Schreiburlaube sind etwas ganz Besonderes: viel Zeit zum Schreiben, einer Idee nachgehen und Texte entwickeln.
Wenn Schreiburlaube dann noch in einer wunderschönen Gegend stattfinden wie in Woserin am See, dann entstehen auch ganz besondere Geschichten.
UND wir haben Lyrisches und Dichtes geschrieben.

Hier ist eine kleine Auswahl:

…….

Am Nachmittag

eintauchen in die Zeitenlosigkeit
schlendern an den Ufern der Muße
mit den Steinen reden wie einst als Kind
die Angst abwaschen im Blau des Himmels
auf dem Ponton der Hoffnung verweilen
Seerosentanz und Sonnenflirrengeflüster
Wellen wandern
mit dem Ruderboot
heimwärts

(Irene R.)

………………

Zeit

Ich will mehr von dir
Wenn ich in Not bin

Ich vergesse dich
Wenn ich träumend fließe

Ich will dich anhalten
Wenn Schönheit mich umfängt

Ich nehme dich
Wenn ich mir wichtig bin

Ich gebe dich
Wenn ich liebe

(Ralf R.)

……

Wie verschenkt man einen See?

Nutze dein bestes Papier
Zeichne mit dem feinsten Stift
Spüre friedlich jedes Wort

Den ersten Knick falte bedacht
Mit dem Kräuseln erfrischter Wellen
Ihrem leisen Brechen am begrünten Ufer

Mit dem frühen Zug der Möwen
Binde gelbe Kordeln zur Schleife
Flechte Kornblumenblau hinein

Leg den Stein darauf,
der Kreise warf
am ersten Morgen am See

Und schon gehört er dir

(Ralf R.)

…….

Am Ende der Tage
besuchten mich meine Gespenster.

Sie machten mir Angst
– obwohl, ich kannte sie gut.

Staunend stellte ich fest:
Sie achteten nicht mehr die Grenze.

Ich zwang mich zu sagen: Willkommen

(Miriam E.)

……

Gestern Nacht, nach geselligem Abend – der gut verlief unter uns, uns fremden Gestalten –
Wir tauschten viele Worte, bemüht, dass sie nicht zu nahe traten.
Wie es sich gehört.
Auch lachten wir viel, das ist doch ein gutes Zeichen …..

Auf den Nachtisch folgten die Gruselgeschichten und wir rückten enger zusammen.
Gestern Nacht, nach geselligem Abend, ging ich auf den Friedhof vor meiner Bleibe.
Dort schrie es.
Jammerte und heulte.
Fiepte und gluckste.
Kurz dachte ich: Geister!
Unmöglich, wies ich mich zurecht.
Schleiereulen?

(Miriam E.)

…..

Freiheit

Ich kann lesen oder schreiben was ich möchte.
Ich kann sagen oder denken was ich möchte.
Ich kann lieben oder hassen wen oder was ich möchte.
Ich kann tun oder lassen was ich möchte.
Ich kann leben oder sterben wie ich möchte.
Aber ich kann dir nicht sagen,
was du lesen oder schreiben sollst.
Was du sagen oder denken sollst.
Wen oder was du lieben oder hassen sollst.
Was du tun oder lassen sollst.
Denn deine Freiheit ist nicht meine Freiheit

(Sandra B.)

……

Parallelwelt

Du schreist mir
ins Gesicht
was du von mir hältst
wie ich tue
was mir gefällt
ohne Rücksicht auf andere
und wie ich so lebe in
meinem Leben
ohne zu geben
ohne Sinn und Gefühl
ohne Inhalt und Ziel

Und ich sehe dich toben
vor mir
kann dir nicht folgen
hier
mit jedem Wort das ich höre
wächst in mir eine Leere
die mich zittern
lässt
Ich verstehe dich nicht
kein einziges Bild
das du wortreich malst und mir
dann vor die Füße spuckst
hier
entschlossen mir
endlich die Wahrheit zu sagen
jetzt

Bis ich erkenne
die Trauer in dir
dass du nicht sprichst
von mir
sondern dir
hier vor mir
von dir

(Anke Marie Fischer)

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